Reine Intonation und rasante Läufe

14.03.2014

Romantik pur war am Mittwoch in der Englischen Kirche garantiert - tschechoslowakisch sozusagen - was es außer in der Musik mit diesem Duo sonst gar nicht mehr gibt. Tschechoslowakisches Kammerduo nennen sich die beiden Musiker, die am Mittwoch in der Englischen Kirche mit Violine und Klavier zu hören waren. Mit Antonín Dvořák und seiner Sonatine G-Dur op.100 (1893) begannen die beiden Musiker ihr Programm, mit Musik also, die ihnen von der Heimat her am nächsten liegt. Sehr energisch im ersten Satz, sehnsuchtsvoll wehmütig im zweiten, unverkennbar die slawische Seele in der Handschrift Dvoráks, gaben die Interpreten den ersten Eindruck ihres Könnens. Im dritten Satz wechselten Arpeggien auf der Violine mit einem punktierten Thema und überließen die sehr rasante Begleitung dem Klavier. Im vierten Satz schließlich Temperamentsausbrüche des Komponisten neben empfindsamer Melodie, eine Herausforderung an die Musiker, die sie beide mit Bravour bewältigten. Der Schritt zur deutschen Romantik folgte sogleich mit der Sonate Nr. 3 in d-Moll op. 108 (1889) von Johannes Brahms. Und wie anders drückte sich der junge Brahms musikalisch mit seinen Empfindungen aus, obwohl bei Entstehung beider Kompositionen nur vier Jahre Altersunterschied bestanden. Großartig im Zusammenspiel, virtuos, technisch einwandfrei und musikalisch fein nuanciert begeisterte das Duo die Zuhörer bereits an dieser Stelle restlos. Obwohl nur durch Angabe der Tempi näher bezeichnet, gaben die Märchenbilder op. 113 von Robert Schumann den Hörern reichlich Gelegenheit, die Fantasie spielen zu lassen. Hohe Konzentration und besondere Anstrengung wurde von den Interpreten gefordert vom äußerst kraftvollen Thema mit besinnlichen Zwischenpassagen beim Scherzo WoO. 2 von Johannes Brahms. Zum Dank für ihren anhaltenden Applaus bekamen sie noch eine Nocturne von Frédéric Chopin zu hören.

Brigitte Gaiser, Quelle: Frankfurter Neue Presse