Klangwölkchen wie mit dem Wattebausch

17.06.2013

Manchmal scheint die Musikindustrie irgendwo hinter dem Mond selig zu schlafen und Talente wie die slowakischen Pianistin Zuzana Beresova und den tschechischen Violinisten Pavel Burdych geflissentlich zu ignorieren. Gut für das überschaubare Publikum in Hummers Kulturspitzboden, um deshalb in intimem Kreis dem ebenso engagierten wie sympathischen Duo sozusagen auf Tuchfühlung zu lauschen.

Als "Tschechoslowakisches Kammerduo" touren die beiden schon seit knapp zehn Jahren durch Europa, heimsen Auszeichnungen ein, geben Kritikern Grund zum Lob und avancieren zu Publikumslieblingen. In Soßmar war es nicht anders, als das Musikerpaar sowohl Werke von Antonin Dvorak als auch seinen kompositorischen Impulsgebern präsentierte - so musikalisch beseelt wie herzlich. Kein Wunder, wenn sich slawische Vollblut-Musiker in die Gefühlswelt ihres komponierenden Landsmannes versetzen. In die leidenschaftlich-melancholische Poesie von Dvoraks Romanze in F-Moll Op. 11 beispielsweise und die Sonate in F-Dur Op. 57 mit ihrer oft wehmütig-temperamentvollen Strahlkraft und den geradezu ruckartig wechselnden Tempi.

Fast ebenso ruckartig erreicht das Duo sein Publikum an dessen empfindlichsten Stelle: im Bauch. Wer sich mit geschlossenen Augen von der Musik treiben lässt, dem entgeht, mit welch Hingabe besonders die Pianistin sich ihrem Dvorak widmet: mal lässig, mal vornehm, und man wird neugierig, worüber sie in elegischen Passagen lächelt und keck an der Unterlippe nagt. Burdychhingegen zelebriert seine Bogenstriche, wie mit einem Wattebauscherzeugt er Klangwölkchen, aus denen sich zuweilen Gewitterblitze entladen.

Bewegend empfindet man auch die Spielfreude, denn das Duo erspart dem Publikum heute oft übliche musikalische Routine, sondern nimmt es mit in seine Freude am Klang, wenn es sich stets lustvoll zuspielt, modelliert, vorwärts stürmt, miteinander auf Harmoniewolken schwebt oder in einen swingenden Ping-Pong-Tanz verfällt.

Davon profitiert das entzückte und beglückt applaudierende Publikum - und wird prompt mit zwei besonders flotten Zugaben aus DvoraksHit-Kiste ("Die alte Mutter" in einer Kreisler-Bearbeitung und der "Humoreske") beschenkt. Ein Konzerterlebnis der besonders charmanten Art. Auf Wiedersehen! Und bitte bald!

Ulrich Jaschek, Peiner Allgemeine Zeitung